ohann Heinrich Voß wurde am 20. Februar 1751 in
Sommerstorf bei Waren in Mecklenburg geboren. Sein
Vater, der ebenfalls Johann Heinrich hieß, stammte aus
einfachen Verhältnissen – er war der Sohn eines frei-
gelassenen leibeigenen Rademachers –, hatte jedoch eine
grundlegende Schulbildung genossen und als Sekretär eines
viel reisenden lübeckischen Domherrn eine gewisse Welt-
läufigkeit und Bildung gewonnen.
Kurz nach der Geburt seines Sohnes Johann Heinrich
heiratete er dessen Mutter Katharina Dorothea Karsten – es
war seine zweite Ehe – und die Familie zog in die
benachbarte Kleinstadt Penzlin, wo er sich als Zollein-
nehmer und Gastwirt eine sichere und auskömmliche
Existenz aufbauen konnte. Sein Sohn, der junge Johann
Heinrich, wuchs also zunächst in gesicherten wirtschaft-
lichen Verhältnissen auf. Nach dem ersten Unterricht auf
einer Klippschule besuchte er ab dem achten Lebensjahr
die Penzliner Stadtschule, auf der er bereits grundlegende
Lateinkenntnisse erwarb und sich als ausgesprochen
begabter, wissbegieriger und fleißiger Schüler weit vor
allen anderen auszeichnete. Ab 1766, also ab dem 15.
Lebensjahr, besuchte er dann die weiterführende
Lateinschule in Neubrandenburg, was für die im Zuge des
Siebenjährigen Krieges allerdings immer mehr verarmen-
den Eltern bereits eine enorme finanzielle Kraftanstren-
gung bedeutete und nur durch den Genuss von Freitischen
bei mildtätigen
Neubrandenburger
Bürgern möglich
war.
Bezeichnend für
den zeitlebens
zum Selbststudium
neigenden Voß ist,
dass ihm die
intensive, gleichwohl
recht staubige und trockene Wissensvermittlung in dieser
Lateinschule alten Musters nicht ausreichte und er eine
Geheimgesellschaft gründete, in der bei wöchentlichen
Treffen mit einigen Mitschülern selbständig Griechisch
und Latein getrieben wurde, in der aber auch - soweit
erreichbar - die aktuellen deutschsprachigen Dichtungen
von Gellert, Hagedorn, Ramler und Klopstock begeistert
gelesen und diskutiert wurden.
Nach der Beendigung des Schulbesuchs in Neubrandenburg
im Jahr 1769 war der Bildungsweg Vossens dann jedoch
zunächst einmal beendet: Die fatale wirtschaftliche
Situation der Eltern machte ein Studium unmöglich, und
Voß war gezwungen, eine Stelle als Hauslehrer beim
Gutsbesitzer von Oertzen im nahen Ankershagen
anzutreten.
Penzlin um 1840
J
Johann Heinrich Voß
(1751-1826)
Leben und Werk (1)