An Brückner
Entlockst du meinem bebenden Saitenspiel Getön, das würdig braus' in den Harfensturm Des Dreimalheilig, wann Jehovas Wolkiger Thron aus der Nacht sich hellet, Und Segen ausströmt: welcher, mit Lebenshauch Und Todesschauern, immer beseligend, Nun sanft einherwallt, nun in grausem Donnerorkan sich ergeusst, und umschaft? Angstvoll, o Brückner, schau' ich in den jähen Pfad, Gebahnt von Milton über des Sterngewölbs Abgründe, wo dein Young emporklomm, Und von Siona geführt, dein Klopstock. Lass mich im Hainthal singen mit Herzlichkeit, Mit Kindesandacht, Ihn, den Beseliger In lindem Säuseln, der mit Labsal Tränkte die Dürr', und von hellem Bogen Anlacht die Lenzflur. Feiere du das Graun Des Donnertages, wann die Posaun' ertönt Von Auferstehung, und aus endlos Krachender Glut sich erneut der Erdkreis.
Johann Heinrich Voß, 1771. In: Sämtliche Gedichte. Th. 3. Oden und Elegien. Königsberg: Friedrich Nicolovius 1802, S. 3-5.